Feeding the Planet-Energy for life

(Den Planeten ernähren-Energie fürs Leben)

 

So heisst das Hauptthema dieser Weltausstellung. Dabei entstand nicht nur ein riesiger Marktplatz der Köstlichkeiten und davon gibt es in Italien nun wirklich genug, sondern soll den Besucher auch die Entstehung von gesunden Lebensmitteln aufzeigen. So zeigt man auch Bereiche wie Technologien, die für die umweltschonende und gesunde Lebensmittelproduktion oder zur Gewinnung beispielsweise von Rohstoffen von heute wichtig sind (Alle Bilder auf dieser Seite : EXPO 2015)

Doch auch wichtige Begleitthemen wie die Kultur, Tradition der Nahrung, dürfen nicht fehlen. Dass für diese weitgefächerten Themen Italien als idealer Gastgeber gilt, versteht sich von selbst. Wohl kaum aber der Standort der Weltausstellung.

 

Das Areal in der nun die EXPO 2015 stattfindet, rund um der Industriestadt Rho war noch vor 10 Jahren eine unwirtliche, hässliche Gegend. Schuld daran war die dort angesiedelte Schwerindustrie, mit ihren Raffinerien und Dreck-Schloten. Dies hat sich gründlich verändert. Dass ausgerechnet von diesem doch arg belasteten Boden ein so futuristisches und gewaltiges Zeichen zum globalen Umdenken der Menschheit ausgehen soll, ist nicht absurd, sondern ist voll beabsichtigt und gehört zum neuen Konzept der EXPO. Altes zerstören, Neues aufbauen, Gutes bewahren.

 

Neues Thema, neue Chancen

Auch wenn das einheitliche Thema für jedes Land eine ungeheure Anstrengung bedeutet, ändert das nichts daran, dass die Versorgung der Menschheit mit gesunden und hochstehenden Nahrungsmittel eine elementare Grundaufgabe für die Menschen sein wird, die sie bis heute gründlich überfordert. Daher scheint dieses Thema auf dem ersten Augenblick betrachtet auch mehr als überfällig zu sein. Denn genau die Welternährung ist gleichzeitig auch die dringlichste, weil bisher unlösbarste Aufgabe, die im Terminkalender rot angestrichen sein muss. Man sagt dass die Welt biss zu 10 Milliarden Menschen aufnehmen könne. Danach würde es zum Kollaps kommen. Doch seit Jahren verhungern Millionen Menschen. Das liegt nicht an den Resourchen, sondern ist politisch bedingt. Daher ist das Thema leider nicht zu Ende gedacht, aber schaden kann es ja nicht. (Bild : Schöpflin)

Alle 145 Länder und Organisationen, die an der EXPO 2015 teilnehmen, waren aufgerufen, ihre eigenen Ideen zur Lösung dieser Problematik beizusteuern. Dass bei der Eröffnung der Expo gerade 75% der Pavillons fertig waren und gerade 86 Nationen überhaupt anwesend waren, ist bezeichnend und Spiegelbild für den Zustand der Welt. Die restlichen Pavillons werden wohl nie, oder nur durch kräftige finanzielle Interventionen der anwesenden Konzerne fertig. Ohne finanzkräftige Unterstützung der großen Konzerne konnten die Pavillons der kleinen Länder und der Pavillons zur gesunden Ernährung nicht fertig werden. Aberwitzig, aber eine Lösung, die vielleicht in der wahren Welt Schule machen könnte. Dass sich so wenige Länder angemeldet haben, auf der letzten Weltausstellung waren es noch 192 Länder, dürfte einen Grund haben: Denn für einige Nationen ist die sinnvolle Nutzung der Erde schlichtweg fremd, denn die Ideen, die man zeigt, sollen lösungsorientiert sein, dass heißt man erwartet Antworten auf dringliche Fragen. Antworten zu präsentieren bedeutet auch, das bisherige Scheitern der Menschheit in diesem Punkt zuzugestehen. Dies ist ernüchternd und wenig geeignet sie in einem so prunkvollen Forum darzustellen.

Denn die Welt könnte mit den vorhandenen Ressourcen mühelos ernährt werden, selbst wenn die Bevölkerungszahl weiter so rasant steigt. Doch um die Problematik der Welternährung adäquat zu behandeln, müssten die eigentlichen Ursachen zuerst klar festgelegt werden. Und das sind die Schwächen dieser Weltausstellung und gleichzeitig auch die Schwäche der neue „Themenpolitik“ der Weltausstellung. Weil es einerseits dramatische Probleme gibt, andererseits die Verursacher nicht genannt werden (dürfen). Politische Themen, Monopolisierung der Nahrung durch Konzerne, Bürgerkriege, Glaubenskriege, die brutal wie nie zuvor geführt werden, die die Hungersnöte erst auslösen, Misswirtschaft in der globalen Landwirtschaft, wie beispielsweise die ausufernde Fleischproduktion in Ländern in denen der Regenwald stand, sind Themen, die man in Milano nur im vatikanischen Pavillon, im UN-Pavillon und in einem Nebensatz auch im deutschen Pavillon thematisiert wird. Stattdessen sind es blühende Landschaften, wie sich die Architekten und Wissenschaftlern im Auftrag der Länder sich eine schöne neue Welt ausdenken. Und so droht diese an sich so wichtige Weltausstellung zu einer Art „Karnevalsumzug“ zu werden. Denn jedem Land wurde es freigestellt das Thema „Feed the world“ auszugestalten. Eine sinnvolle Absprache fand nicht statt. So wird es dem Zuschauer überlassen, ob er die x-te Version desselben Themas reizvoll oder langweilig empfindet .

 

Verschiedene Schwerpunktthemen

Wie immer interpretiert die EXPO 2015 ihr Thema selbst. Wieder gibt es die allgemeinen Gebäude in dem die Expo sich selbst feiert, wie das „EXPO“-Center, ein Open-Air-Stadion in denen Großveranstaltungen abgehalten und allgemeine themenbezogene Gebäude wie das „Pavillon Zero“, wie ein „Future Food District“, in dem die Nahrung der Zukunft gezeigt und diskutiert werden soll. Daneben gibt es sogenannte Stationen, wie „Frucht- und Gemüsestation“, „Gewürzstationen“, „Reis“, „Cocoa“, und „Getreidestationen“. Ein „Bio-Mediteranum“ ein „Biodiversity Park“ und eine „Lake Arena“, sind die wichtigsten Highlights, die die Expo2015 selbst stellt. Dumm nur, dass ausgerechnet diese Stationen und Pavillon keineswegs fertig sind.

 

Ein römischer Fisch

Das gesamte EXPO-Gelände wird dieses Mal aber eine ansprechende, dem Land angepasste Form besitzen. Zwar sieht die Fläche von oben betrachtet unförmig aus und im Volksmund wird sie auch schon wenig liebevoll „the big fish“ genannt. Doch sie besteht im Grunde genommen aus zwei Achsen, ganz so, wie schon die alten Römer ihre Städte bauten. Die Nord-Süd-Achse, die „Decumanus“ ist 1,8 km lang, an der sich die einzelnen Pavillons und Hallen „angesiedelt“ haben. Diese Achse ist gleichzeitig auch die „Hauptstraße“ des Geländes, mit einer Breite mehrerer spanischen Ramblas. Die andere Achse, die sogenannte „Cardo“-Achse ist eine von Ost nach West angelegte Art „Marktstrasse“ mit unzähligen Ständen Pizzerias und Pasteria, die für das leibliche Wohl sorgen auch wen die Produktion keinesfalls, romantisch und natürlich ist, sondern eher an Fast-Food erinnert. Wer eher bekannte Speisen wünscht, haben die größeren Pavillons noch ein Restaurant dabei.. Am östlichen Punkt der Cardo-Achse soll irgendwann ein Open Air Theater aufgebaut sein. Am westlichen Endpunkt ist eine Art Seearena aufgebaut, in der Mitte steht der sogenannte Lebensbaum. Am südlichen Teil befindet sich der Haupteingang mit dem "Expo Center“, am nördlichen Teil befinden sich gartenähnlich Agrarstationen, ein planetarischer Garten, offen für die Besucher aus aller Welt. Nur die Insassen im angrenzenden Gefängnis müssen draussen, beziehungsweise drinnen bleiben.

Umgeben wird das gesamte Gelände von einer Art Wassermauer, die die EXPO fast zu einer Insel werden lässt. Auch eine tägliche Show mit absurden künstlerisch mehr oder weniger anspruchsvollen Wagen darf nicht fehlen.

 

Fortsetzung hier

 

Text: Bernhard Veith, Bilder:Pascal Schöpflin.

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