News Onkologie
Neue Krebsmedikamente in den Pipelines
von Bernhard Veith incl.
Noch nie gab es so viele neue Medikamente im onkologischen Bereich wie zur Zeit. (siehe auch nebenstehenden Bericht von unserem Autoren, der in verschiedenen Tageszeitungen erschienen ist ). Das ist natürlich eine sehr positive Nachricht, vor allen Dingen weil man im Kampf gegen den Krebs Fortschritte zu machen scheint!
Es gibt inzwischen eine kaum mehr überschaubare Zahl an neuen Krebsmedikamenten. Mit ihnen steigt aber auch die Zahl der Indikations-Teilbereiche. Denn Krebs ist heute längst nicht mehr Krebs. Das mag daran liegen, dass die Forscher den Krebs "besser verstehen gelernt" haben. Karzinome, Myelome, Lymphome, Sarkome, Tumore und vieles mehr, werden heute bekämpft. Jedes noch so kleine Geschwür hat heute seinen Namen, aber auch bald seine eigene teuren Krebsmedikamente mit ihren z. T. recht abenteuerlichen Wirkweisen, die eher an einem Wildwestroman als an Medizin erinnert (siehe Bericht unten). Und es scheint, dass es jeden Tag mehr werden. Muss das sein? Ist dieses Vorgehen nichts anderes als die Erschliessung neuer Marktsemente für den Moloch Pharmaindustrie, der dadurch weiterhin kräftige Gewinne generiert? Oberflächlich betrachtet schon, und die Medien sind voll von Nachrichten, die berichten, wie rücksichtslos die Pharmaindustrie neue Krankheiten erfindet, und die Preise nicht minder abenteurerlich in die Höhe schraubt. Dieser Vorwurf ist gewiss nicht von der Hand zu weisen, denn im Pharmamarkt herrscht Krieg um Marktanteile. Einerseits.
Doch diese Berichte treffen nicht den Kern der Sache. Denn ein Betroffener einer äusserst seltenen und vor gar nicht allzu langer Zeit noch tödlichen Krebserkrankung sieht dies ganz anders. Ihm ist egal wie man seinen Krebs neuerdings nennt und mit welchen Mitteln dieser Teufel in seinem Körper bezwungen werden soll. Er sieht es ganz einfach: Es quält ihn der Krebs, egal wie er heißt und er ist dankbar, wenn die Pharmaindustrie sich endlich seiner Erkrankung annimmt, was bislang nie der Fall war. Und das tut sie äusserst gründlich und phantasievoll. Dass da mächtige Summen im Spiel sind, ist klar. Aber so kommen endlich auch Medikamente gegen die sogenannten Orphan-Krankheiten auf den Markt, für die es bislang überhaupt keine Hoffnung gab. Die sogenannten Orphan-Erkrankungen, also äusserst seltene Erkrankungen, die bislang unzureichend von der EU oder Staat unterstützt wurden, wurden von der Pharma-Industrie entdeckt. Die Produktion innovativer Medikamente kosten Zeit (bis zu 20 Jahren) und Geld. Viel Geld. Damit Krebs- bzw. Orphan-Medikamente gewinnbringend vorfinanziert, bzw auf dem Markt gebracht werden können, wendet die Pharmaindustrie wendet dabei das breitmaschige "Schneeball-Prinzip" gnadenlos an. Sie hat das Glück mit den neuen Generationen der Krebsmedikamenten ein und denselben Wirkstoff vielfältig, will heißen für verschiedene Krebsarten einzusetzen. Nun gilt es: Wenn der eine Stoff bei einer Krankheit nicht wirkt, setzt man ihn eben bei einer anderen Indikation ein. Irgendein modernes Molekül wird bei den vielen Krebsvariationen schon wirken. Manche Firmen haben mittlerweile einen wahren Bauchladen von Antikörper-Substanzen verschiedener Generationen im Portfolio. Natürlich sind diese Medikamente äusserst teuer (pro Gabe 700 - 5.000 Euro, das können schon mal bis zu 25.000 Euro im Monat sein. Durch die wachsende Anzahl an monoklonalen Antikörper, TNF-Hemmer, Tyrokinasehemmer, Agonisten, Inhibitoren, Derivate und was auch immer, ob bioloisch, gentechnisch, oder chemisch hergestellt, hat man soviel Auswahl, dass jeder Hersteller dieser innovativen Produkte mal dran kommt. Dass nun plötzlich einige dieser Orphan-Erkrankungen, die vor gar nicht allzu langer Zeit niemanden so recht interessierte, plötzlich onkologische Erkrankungen (und umgekehrt) sind, verwundert und scheint eine schamlose Ausbeutung der Kassen durch die Pharmaindustrie zu sein. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass diese Expansion der Wirkstoffe in erster Linie dem Patienten Nutzen bringt. Das sieht man an einem einfachen Effekt: Es gibt deutlich weniger Krebstote, und die Überlebenszeit bei Krebserkrankungen die heute noch nicht heilbar sind (sprich Behandlungsdauer, sprich Einnahmen) ist deutlich länger als früher. Doch durch diese Praxis gibt es auch andere Vorteile. Durch die multiple Zulassung eines Wirkstoffes in verschiedenen Indikationsbereiche sind jetzt auch Heilungschancen- oder Besserungen bei Orphanpatienten möglich, bei denen früher kein Medikament wirkte. Es gibt also 2 Seiten der Medaille: Die scheinbar allzu gießkannenmässige Geschäftspraxis der Pharma zum einen, das gestiegene Wohl der Patienten zum anderen. Darf man das gegeneinander abwägen? Wo ist die Schmerzgrenze, wieviele Gewinne muss eine Pharmafirma machen dürfen, damit die ultrateure Orphanmedizin oder Krebsmedizin für die noch so seltene Erkrankung finanzierbar und erforschbar bleibt? Anders herum: Ist es ethisch überhaupt diskutierbar, wieviel Gewinne man wenigstens machen darf, um weiter so zu forschen wie zum Wohle des Menschen nötig ist, und so den noch heimtückischeren Erkrankungen den Garaus zu machen? Forscher brauchen Freiräume sich einmal zu irren, sonst hätte es viele Medikamente der Vergangenheit nie gegeben. Denn ein zuverlässiger Helfer in der Forschung ist oft auch "Professor Dr. Reiner Zufall", ohne dem es viele Medikamente gar nicht gäbe.
Fehler kosten aber Geld. Millionen! Aber warum denn nicht, wenn`s hilft? Und was ist mit den Apotheken, die die medikamente vertreiben und prozentual am Umsatz beteiligt sind. Machen die dann den Reibach, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Wenn das so einfach wäre! Die Apotheken haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen (siehe hier i Teil ... und in Deutschland...).
Klar geht es in dieser profitorientierten Gesellschaft, nur um Geld und satte Gewinne. Der mensch wird nur Mittel zum Zweck, als "Zahlvieh oder Legebatterie teurer Rezepte". Und es gibt unter den Firmen auch schwarze Schafe, die über Gebühr ihre Gewinne einstreichen und die Forschung trotzdem vernachlässigen. Man sollte also beide Seiten der Medaille betrachten. Die Wahrheit liegt wie immer, irgendwo in der Mitte der Sache.
Nun also eine Auflistung des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller, mit welchen Wirkstoffen wir in nächster Zeit zu rechnen haben. Wir veröffentlichen diese Liste, um Menschen Hoffnung zu machen, dass neue Medikamente sehr bald in den Pipelines der Hersteller und Apotheken auftauchen. Sobald sie auf dem Markt sind, werden wir diese an anderer Stelle besprechen.
Grundsätzliches:
Medikamente werden in zahlreichen Studien mit Gesunden und Patienten erprobt (Phase I: mit Gesunden; Phase II: mit sehr wenigen Kranken; Phase III: mit vielen Kranken). Je nach Erfolg dieser Phasen kann dieser Prozess Jahre dauern, oder (in den meisten Fällen) abgebrochen werden, weil man dann die praktischen Erfahrungen eines Medikamentes erkennen konnte. Man erkennt Fehler am Wirkstoff , die dann auch Geld kosten, um sie zu beheben. Natürlich geht es hier um Millionen und so muss abgewogen werden, ob dieser Wirkstoff die mächtigen Investitionen wieder "einspielt." Hat der Hersteller erkannt, dass das Medikament "serienreif" ist, beantragt er die Zulassung seines Medikamentes bei der FDA (Food and Drug Assosiation) in den USA, oder für die EU bei der EMA. Hier müssen alle Testunterlagen nach Herz und Nieren geprüft werden. Ein Gremium (CHMP) entscheidet dann, ob die Zulassung überhaupt erfolgen könnte und gibt schließlich eine Empfehlung darüber ab, ob das Medikament zugelassen werden sollte oder nicht (die „positive opinion“ oder „negative opinion“). Rund drei Monate später entscheidet dann die Europäische Kommission über die Zulassung, die in allen EU-Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern gilt. Ist die Zulassung erfolgt, steht einer Vermarktung nichts im Wege, je nach dem wie schnell der Hersteller mit der Produktion ist. In seltenen Einzelfällen ist der Tag der Zulassung gleichzeitig auch der Tag der Einführung (Launch), etwa bei Generika. Gerade bei Innovationen und Neueinführungen neuer Medikamente macht dies aber wenig Sinn, denn auch die Produktion kostet Millionen, die man nicht gerne in den Sand setzt.
In unserer Wirkstoffankündigung werden die drei Phasen (incl Opinion) nicht umsonst dargestellt. So kann sich jeder ein Bild machen, wie lange es in etwa dauert, bis ein Produkt auf dem Markt kommt.
Dass es da auch zu Kuriositäten kommt sei am Beispiel Viagra (Sildenafil) verdeutlicht, welches als Herzmittel auf dem Markt kommen sollte, dort aber eher eine untergeordnete Rolle spielte. In den Testphasen wurde aber zuerst als Nebenwirkung, die eigentliche Stärke des Medikamentes erkannt.....
Folgende Wirkstoffe sind zur Zulassung vorgesehen:
Ixazomib von Takeda Medikament mit neuem Wirkstoff gegen Multiple Myelome; Proteasom-Hemmer, auch in Entwicklung gegen weitere Krebs- sowie gegen Immuner-krankungen, US-Zulassung am 20. Nov. 2015 , EU-Zulassungsantrag im August 2015, Positives Votum des CHMP am 15. September 2016;
MM-398 Irinotecan Liposominjektion von Baxalta und Merrimack Pharmaceuticals, Pankreas-Karzinom, Medikament mit bekanntem Wirkstoff; chemisch hergestellt; Wirkstoff in lange zirkulierender nanoliposomaler Formulierung hemmt das Enzym Topoisomerase I und unterstützt den programmierten Zelltod , Orphan Drug-Status in der EU, US-Zulassung am 22. Okt. 2015, Zulassungsantrag in der EU im Mai 2015, Positive Opinion des CHMP am 21. Juli 2016
Palbociclib von Pfizer, gegen ER-positiven, HER2-negativen Brustkrebs; Medikament mit neuem Wirkstoff; chemisch hergestellt; Wirkstoff ist ein Hemmer Cyclin-abhängiger Kinasen 4 und 6 (Cdk4/6); personalisierter Ansatz (vor Anwendung Test des Tumorgewebes auf HER2); derzeit in Phase III-Studien: gegen Myelome, Non-Hodgkin-Lymphome und solide Tumore; US-Zulassung am 3. Febr. 2015, EU-Zulassungsantrag im August 2015 gestellt; Positive Opinion des CHMP am 15. September 2016,
Olaratumumab von Eli Lilly, Medikament gegen Weichteilsarkome mit neuem Wirkstoff; gentechnisch hergestellt Infusinoslösungskonzentrat, aus Antikörper u.a. der Maus; Orphan Drug-Status in der EU Positive Opinion des CHMP am 15. September 2016
EU-Zulassung beantragt; noch keine Positive Opinion:
Mereletinib, AZD-9291 von Astra Zeneca, Medikament gegen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt, Wirkstoff ist ein Tyrosinekinase Hemmer der 3. Generation der EGFR-aktivierende (EGFRm+) und Resistenzmutationen (T790M) angreift; auch gegen Leberkrebs in klinischer Entwicklung; Zulassungsantrag in der EU im Juli 2015
Alectinib von Chugai (Roche); Medikament gegen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) mit neuem Wirkstoff (NME); Wirkstoff chemisch hergestellt; Hemmer der Anaplastischen Lymphomkinase (ALK) US-Zulassung am 11. Dez. 2015; EU-Zulassungsantrag im September 2015 gestellt
Eryaspase von Erytech Pharma; Medikament gegen Philadelphia-Chromosom-negative akute lymphatische Leukämie mit neuem Wirkstoff (NME) Wirkstoff biologisch hergestellt, Phase 2/3 Studie mit Minderjährigen und Erwachsenen ergab Verbesserung bei der Rate von Patienten mit kompletter Remission; Orphan Drug-Status in der EU und den USA; EU-Zulassungsantrag im September 2015 gestellt
Anamorelin HCl von Helsinn; Medikament gegen Auszehrung und krankheitsbedingte Magersucht bei Lungenkrebs mit neuem Wirkstoff (NME); Wirkstoff chemisch hergestellt synthetischer Ghrelin-Agonist mit dualem Wirkmechanismus: Appetitstimulierung und erhöhte Freisetzung von Wachstumshormonen; orale Darreichungsform; EU-Zulassungsantrag im Oktober 2015 gestellt
Venetoclax/RG-7601 von AbbVie und Roche Medikament gegen chronisch lymphozytische Leukämie/CLL Medikament mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt, Wirkstoff ist ein selektiver Bcl-2 Inhibitor; ein Companion Diagnostikum zur Bestimmung des Bcl-2 Überexpressionsstatus wird parallel entwickelt – personalisierter Ansatz, orale Darreichungsform (Tablette), derzeit in Phase III; außerdem in Entwicklung gegen B-Zell-Lymphome, Lupus erythematodes u.a. Breakthrough-Status in den USA Zulassung in der EU und in den USA im November 2015 beantragt, US-Zulassung am 11. April 2016
Vosaroxin von Sunesis Pharma; Neues Medikament gegen akute myeloische Leukämie mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt; Wirkstoff ist ein Chinolon-Derivat ; Wirkstoff hemmt das Enzym Topoisomerase II; dadurch brechen die DNA-Stränge und die Krebszellen werden an der Vermehrung gehindert; Orphan Drug-Status in der EU und den USA; EU-Zulassung im Dezember 2015 beantragt;
Padeliporfin von Steba Biotech; Neue Therapie gegen Prostatakrebs mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt. Wirkstoff ist ein wasserlösliches Palladium-Bakteriochlorophyll-Derivat wird in die Blutgefäße des Tumors injiziert und mit Laserstrahlen aktiviert, was zu einem Absterben der Tumorblutgefäße führt; Wirkstoff wird nicht von umliegendem Gewebe aufgenommen , EU-Zulassung im Januar 2016 beantragt
Tivozanib von Eusa Pharma ; Medikament gegen Nierenkrebs mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt; Wirkstoff ist ein oraler VEGF 1,2,3-Rezeptor Tyrosinkinase-Inhibitor; antiangiogenetische Wirkung ; Zulassung in der EU im März 2016 beantragt
Rolapitant von Tesaro; Medikament gegen Übelkeit nach Chemotherapie mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt, Wirkstoff ist ein Neurokinin-1-Rezeptor Antagonist; Zulassung in den USA im September 2015 Zulassung in der EU im März 2016 beantragt
MABp1 (Antikörper von einem Menschen) von XBiotech, Medikament gegen fortgeschrittenes Kolorektalkarzinom mit neuem Wirkstoff (NME); gentechnisch hergestellt Bemerkenswert: Wirkstoff ist monoklonaler Antikörper, der gegen Interleukin 1 alpha gerichtet ist; Körpereigenes Interleukin 1 alpha fördert die Blutversorgung von Tumoren und ist auch assoziiert mit Krebs-Symptomen wie Stoffwechselstörungen, Muskelschwund und Fatigue. Der Antikörper wurde in einem Forschungsprogramm bei einer Person gefunden und wird für das Medikament ohne Veränderung gen-technisch hergestellt. Zulassung in der EU im März 2016 beantragt
Masitinib mesylat von AB Science Medikament gegen GIST, Pankreaskrebs und Mastocytose mit neuem Wirkstoff (NME); chemisch hergestellt; Wirkstoff ist ein PDGF Rezeptor-Tyrosinkinase-, FGFR3-, c-kit-, Lyn- und Fyn-Tyrosinkinase-Hemmer; ausserdem noch gegen Amyotrophe Lateralsklerose, Alzheimer (Phase III) und weitere Krebserkrankungen; Orphan Drug-Status für alle drei Erkrankungen; EU Zulassung im Mai 2016 beantragt
Atezolizumab von Roche ; Medikament gegen Blasenkrebs mit neuem Wirkstoff (NME); gentechnisch hergestellt Wirkstoff ist ein gegen PDL1 gerichteter monoklonaler Antikörper, erstes PDL1-Immunonkologikum in den USA seit Mai 2016 im Accelerated Approval Program der FDA unter Auflagen mit Phase II-Daten zugelassen, da es einem Unmet Medical Need bei einer schweren Erkrankung abhilft; für viele weitere Krebsarten in Entwicklung (s US-Zulassung am 18. Mai 2016 gegen Blasenkrebs EU Zulassung im Mai 2016 beantragt
Neratinib von Puma Biotechnogy; Medikament gegen Brustkrebs mit neuem Wirkstoff (NME); vermutlich chemisch hergestellt Wirkstoff, hemmt mehrere Kinasen in Tumorzellen zur adjuvanten Behandlung von vorbehandelten Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium, der HER2-positiv ist personalisierter Ansatz: Vortest auf HER2-Status vor Therapie erforderlich , EU-Zulassung im Juni 2016 beantragt KEINE FDA-Zulassung.
Etirinotecan pegol; NKTR-102 von Nektar Pharmaceuticals (US-Name: Onzeald®) Neues Medikament gegen fortgeschrittenen Brustkrebs und Hirnmetastasen mit neuem Wirkstoff (NME), vermutlich semisynthetisch hergestellt, Wirkstoff ist pegyliertes Irinotecan Hydrochlorid; erster langwirksamer Topoisomerase I-Inhibitor (Topo I), unpegyliertes Irinotecan ist schon seit vielen Jahren als Zytostatikum zugelassen. Die Pegylierung sorgt für bis zu 50 Tage anhaltende Tumorsuppressionswirkung (im Vergleich zu vorher 48 Stunden). Weil geringere Spitzenkonzentrationen im Blut erforderlich sind, kommt es nach Anwendung des Arzneimittels zu weniger durch hohe Konzentrationen bedingte Nebenwirkungen; Medikament ist auch in Entwicklung gegen Eierstockkrebs EU-Zulassung im Juli 2016 beantragt
Midostaurin von Novartis, Multikinase-Inhibitor gegen Mastozytose und akute myeloische Leukämie mit neuem Wirkstoff (NME); Wirkstoff chemisch-synthetisch hergestellt; Struktur ist aber abgeleitet von dem Natur-stoff Staurosporine von Streptomyces staurosporeus, oraler Multikinase-Inhibitor; Tablette zum Schlucken, Orphan-Status in der EU; EU-Zulassung im September 2016 beantragt, nachdem sich der Wirkstoff mehr als 10 Jahre in der Probephase befand. Über Komplikationen und Unverträglichkeiten wurde uns direkt von Mastozytosepatienten berichtet. Umso erfreulicher ist nun die Nachricht dass die Zulassung beantragt wurde....
weitere Wirkstoffe folgen.....
Programmierte Salmonellen greifen Geschwulste an
Im Kampf gegen Tumore schicken US-Forscher programmierte Bakterien ins Rennen. Sie vergiften auf besondere Weise Krebszellen. "Beeindruckend" und "elegant", finden deutsche Kollegen.
SAN DIEGO/CAMBRIDGE. US-Forscher rücken Tumoren mit speziell programmierten Bakterien zu Leibe. Die genetisch veränderten Salmonellen produzieren einen Anti-Krebs-Wirkstoff, lösen sich dann selbst auf und setzen das Gift im Tumor frei, wie die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature" schreiben.
Ein Team um Jeff Hasty von der University of California San Diego in La Jolla (Kalifornien, USA) entwickelte die neuen Bakterienstämme, Sangeeta Bhatia und ihre Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (Massachusetts, USA) führten Tests mit Mäusen durch.
Auf der Suche nach minimalinvasiver Krebstherapie.
In das Erbgut bestimmter Salmonellen setzten sie mehrere Gene ein, die eine Art Selbstzerstörungsmechanismus bewirken. So wird ein Protein namens AHL produziert, das sich zwischen den Zellen einer Bakterienkolonie in einem Tumor verbreitet.
Siegfried Weiß vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig findet das Konzept der US-Forscher ausgesprochen innovativ. Es sei zwar nicht schwierig, Salmonellen dazu zu bringen, einen bestimmten Stoff zu produzieren, wohl aber, diesen Stoff auch freizusetzen. "Dieses Problem haben die Forscher sehr elegant gelöst", betont Weiß, der nicht an der Studie beteiligt war.
Hasty und Kollegen testeten die genetisch veränderten Salmonellen zunächst in Nährlösungen. Um die Zyklen sichtbar zu machen, in denen die Kolonie wächst, sich größtenteils auflöst und wieder wächst, integrierten sie ein weiteres Gen in das Bakterium. Es sorgt dafür, dass die Zellen Licht aussenden.
In Zeitrafferfilmen zeigen sich aufleuchtende und wieder verschwindende Bakterien. Zudem konnten die Forscher bereits in der Nährlösung zeigen, dass der Anti-Krebs-Wirkstoff, von mehreren Tausend Salmonellen gleichzeitig freigesetzt, menschliche Krebszellen töten kann.
Die Tehnik, dass gefährliche Bakterien oder Viren umprogrammiert werden und als Waffe gegen den Krebs eingesetzt werden ist nur ein Trend in der Krebsforschung. Medikament mit ähnlicher Wirkweise haben wir in unserer Wirkstoffliste ebenfalls besprochen.
Mit Brustkrebs-Screening kein Überlebensvorteil
Haben Frauen mit Brustkrebs, der beim Mammografie-Screening diagnostiziert worden ist, einen Überlebensvorteil gegenüber Frauen mit symptomatischen Tumoren haben? Laut einer Studie nicht.
BUDAPEST. Ein Mammakarzinom, das entdeckt wird, bevor es sich ertasten lässt, hat eine größere Heilungschance als ein später diagnostizierter Brustkrebs – diese Einsicht scheint zu trivial zu sein, um weiterer Belege zu bedürfen. Ganz so einfach liegen die Dinge aber offenbar nicht, wie am Streit um den Nutzen des Mammografie-Screenings abzulesen ist. Zwar mangelt es nicht an Studien, die einen mortalitätssenkenden Effekt des Mammografie-Screenings demonstrieren. Allerdings liegen manche dieser Untersuchungen schon einige Jahre zurück.
Ergebnisse neuerer Studien haben diesen Nutzen hingegen immer wieder infrage gestellt. Und manche Experten führen die gesunkene Brustkrebssterblichkeit weniger auf die Früherkennung als vielmehr auf Fortschritte in der Therapie zurück.
Jetzt wurden 298 Brustkrebspatientinnen, deren Tumoren im Zuge des Mammografie-Screenings diagnostiziert worden waren, wurden dabei 311 Frauen gegenübergestellt, die an symptomatischem – palpablem – Brustkrebs erkrankt waren.
Auf den ersten Blick sprachen die erhobenen Daten klar für das Screening. Ob Tumorgröße, Tumorstadium, Lymphknotenbefall, Metastasenbildung im Lauf der gut fünf- bis knapp siebenjährigen Nachbeobachtungszeit, vaskuläre oder perineurale Invasion oder immunhistochemisches Profil.
Überall hatten die mammografisch entdeckten gegenüber den symptomatischen Mammakarzinomen die onkologisch-prognostisch signifikant bis hochsignifikant günstigeren Merkmale.
Mortalitätsunterschied statistisch kaum messbar
Und so war zu erwarten, dass sich dieses positive Profil auch in den Mortalitäts- beziehungsweise Überlebensdaten niederschlagen würde. Doch diese Erwartung erfüllte sich nicht. Zwar war der Anteil der Frauen mit krankheitsfreiem Überleben in der Screeninggruppe etwas höher: Er lag nach zehn Jahren bei 85 Prozent in der Kaplan-Meier-Schätzung versus 80 Prozent in der Gruppe mit symptomatischen Tumoren. Statistisch bedeutsam war die Differenz aber nicht.
Damit sei nicht gesagt, dass das Mammografie-Screening die Sterblichkeit nicht senken würde, so die Forscher. Aber möglicherweise gleiche die moderne multimodale Therapie die Nachteile palpabler im Vergleich zu nichtpalpablen Mammakarzinomen aus.
Drei von vier der in die Studie einbezogenen Frauen waren brusterhaltend operiert worden, vier von fünfen hatten eine Hormontherapie erhalten. Doch es gab auch Unterschiede: Frauen mit symptomatischen Tumoren hatten sich häufiger einer Chemotherapie unterziehen müssen (57 Prozent vs. 40 Prozent), und sie waren öfter bestrahlt worden (93 Prozent vs. 89 Prozent).
Aus: Ärzte Zeitung;
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