Das Scandic-Hotel in Hamburg

Ganz weit oben



„Ganz oben“ fühlen sich Menschen, wenn sie einen Gipfel erklommen, wenn sie etwas Besonderes erlebt haben oder geographisch gesehen in den Norden reisen. Bei dem Hamburger „Scandic Hotel Emporio“ trifft das alles zu.


Geografische Lage

Das Scandic Emporio- Hotel Hamburg befindet sich mitten in der Stadt Hamburg, nahe dem Messegelände und dem Bahnhof Hamburg-Dammtor. Bushaltestelle und U-Bahnhof befinden sich in unmittelbarer Nähe. Wer gut zu Fuß ist, ist in ein paar Minuten am Jungfernstieg, oder im Zentrum der Großstadt. Das 8 stöckige Hochhaus ist direkt an das 24 stöckige Emporio- Hochhaus angegliedert, mit dem es auch die Tiefgarage teilt. Es ist eben kein hochmoderner Klotz, sondern eher ein architektonisches Kunstwerk.


Das Gebäude

Das Haus besticht durch eine Glasfassade, die Trennwände zeichnen aber die einzelnen Zimmer von außen ab. Innen besticht in der Empfangsetage durch die offene Bauweise. Der Aufzugsbereich beschreibt eine der Verengungen des Überganges zwischen Empfang und Barbereich. Doch was ist schon ein Aufzug: Glatte Wände mit der üblichen Werbung und Angebote an den Wänden und ein paar Knöpfe? Im Scandic Emporio- Hotel ist alles ein bisschen anders. Betritt man den Lift, begibt man sich auf eine Erkundungsreise, je nach dem wohin die Reise gehen soll. Im Scandic Hotel ist dies eine phantastische Reise, welche durchaus unterschiedlich interpretiert werden kann. die heutige Beleuchungstechnik  macht es möglich. In der Tiefgarage beispielsweise, steigt man in einen tiefblauen, dunklen Lift, dessen Beleuchtung dem Meer nachempfunden sein könnte. Andere sehen darin eine Nachtathmosphäre. Für manche Gäste mag dies zu dunkel erscheinen, andere sind überrascht und lassen sich gespannt mitnehmen. Je höher man aufsteigt, desto heller wird der enge Raum, bis im 7. Stock für die einen die Wasseroberfläche, für den anderen der schwedische Sommerhimmel grüßt. Wie auch immer, der Fahrgast verlässt optimistischer den Lift. Eine Superidee, die aber gewöhnungsbedürftig ist.

Das Hotel wirbt damit besonders ökologisch effizient zu sein, und ist wegen seiner Nachhaltigkeit und Ökologie mehrfach preisgekrönt. Das Wasser wird selbst gefiltert, Strom bezieht man von dem Anbieter Lichtblick, Speisereste werden als Biogas umgewandelt und das stromlose Staubsaugersystem ist einfach clever.

Die Tiefgarage ist gut bewacht. Bei unserem „Test“ vergingen keine zwei Minuten in denen nicht das Aufsichtspersonal uns kontrolliert hätte. Dabei darf erwähnt werden, dass sich auch hier das Personal absolut freundlich und fachkundig verhielt.


Lounge/ Rezeption

Um es gleich zu sagen: Im Erdgeschoß gibt es keine Abtrennungen, sondern nur einen einzigen riesigen Raum mit unterschiedlichen Funktionselementen. Verengungen und „natürliche“ Abtrennungen sind lediglich Aufzugsschacht mit mehreren Aufzügen und eine Bistroküche die den Funktionsräumen einen Übergang bieten. Als erstes ist da die Rezeption zu nennen, die halbrechts neben dem Eingang angeordnet ist und für uns eher unkonventionell angeordnet schien, denn fast übergangslos schließt sich linker Seite, nach einer eleganten 90° Kurve  die Bar an. Dadurch ist die Rezeption vergleichsweise etwas eng geraten. Mehr als 3 Personen können nicht auf einmal empfangen werden. Rollstuhlfahrer die alleine reisen, dürften da ihre Schwierigkeiten haben. Unsere Testpersonen konnten an beiden Tagen nicht ohne weiteres erkennen, wo die Rezeption beginnt und wo der barrierefreien Empfang ist.  Vielleicht hilft da eine internationale Beschilderung.

Wer das Hotel betritt, findet rechts wenige Sitzplätze als Lounge vor. Wer sich aber links hält, also gegenüber der Rezeption, findet den sogenannte „Shop“ vor, eine Verkaufsfläche, die ebenfalls ohne Abtrennung ist, was Sinn macht, weil so das Empfangspersonal eine Übersicht darüber hat, um zu sehen was „gekauft“ wird („nehmen sie sich ruhig was sie brauchen“). Denn dieser Shop hat mehrere Funktionen. Hier kann man sich Dinge besorgen, die man in anderen Hotels in der Minibar findet, aber auch Sandwichs, Souvenirartikel und Toilettenartikel. Eine gute Idee dem Problem des „Minibar-Diebstahls“ vorzubeugen.. Gleichwohl muss gezahlt werden, nämlich an der Rezeption. Je nach Arrangement bekommt man vom Personal  auch ein „Verpflegungsvoucher“ mit unterschiedlichem Wert überreicht, mit denen man sich die gewünschte Ware „kaufen“ kann. Damit kommt man bei den „Minibarpreisen“, die gibt es nämlich noch, freilich nicht weit. „Ein kleiner Snack und ein Softdrink“ ist aber allemal drin. Wer sich mehr auswählt erhält am Ende des Aufenthaltes eine entsprechende Rechnung.  Doch der „Shop“ hat auch eine andere Funktion: Für Gäste, die frühmorgens auf ein Frühstück verzichten müssen, weil sie auf den Zug oder Flug müssen, bekommen in diesem Hotel kein Lunchpaket überreicht, von dem man ohnehin die Hälfte nicht verzehrt. Denn auch hier greift die Funktion des Shops, in dem man Softdrinks und Speisen frei auswählen kann, die man auch wirklich will. Auch die Idee ist gewöhnungsbedürftig, macht aber Spaß. Da fällt es umso leichter noch ein kleines Präsent oder eine Süßigkeit mitzunehmen. Clever!


Keine Frage, Wasser ist ein Thema in Hamburg und so auch im Scandic Emporio- Hotel. An den Wänden des Aufzugsschachtes sind riesige Kunstwerke in Form einer blaubeleuchteten fließenden Wasserwand angebracht, die in den Aufzügen eine Fortsetzung findet. Gegenüber der Aufzugwand, befindet sich die Hotelbar als Verengung des riesigen Raumes und Verlängerung der Rezeption, an der sich bistroähnliche Tische anschließen. Diese „Tischlandschaft“ ist nur durch ein Geländer vom Restaurant, der nächsten „Funktionseinheit“ getrennt, welches sich einige Zentimeter tiefer befindet. So ist es den Architekten gelungen mehrere „Funktionsbereiche“ („Shop“, Lounge, Aufzug, Rezeption, Bar und Restaurant) in einer Fläche unterzubringen, ohne dass dies der Gast wahrnimmt. Wichtig für Behinderte: Ganz nebenbei sind dadurch auch alle Bereiche mit dem Rollstuhl ohne Hindernisse zu erreichen.


Das Restaurant „H2O“

Wie gesagt befindet sich das Restaurant am hinteren Ende des riesigen offenen Raumes. Hier ist das Frühstücksbuffett, sowie mittags und Abendessen. Laut Werbung kann man aus einer großen Auswahl, das richtige Menü finden. Hier findet man internationale Gerichte, die eine deutliche nordische Note haben, vor, sowie auch ein täglich wechselndes Tagesgericht. Als Vegetarier mit speziellen Vorgaben konnten wir aber lediglich ein Standardmenü entdecken, welches unseren Ansprüchen entsprach. Die Küche war aber flexibel genug Wünsche zu erfüllen.

Das Frühstück hingegen ist reichhaltig und frisch. Vorbildlich ist, dass man auf vorgepackte Portionen gänzlich verzichtet, der Honig ist im Honigfass, die Butter als großes Stück im gekühlten Fach. Auch wenn man hier täglich eine Menge Müll vermeidet, sollte man aber dennoch an die wenigen Menschen denken, die über ein geringes Immusystem verfügen und auf eben diese Verpackungen angewiesen sind.  Und gerade Menschen mit Behinderungen haben nicht selten zusätzlich auch bestimmte Diäten oder Kost einzuhalten. Unsere Testpersonen hatten aufgrund Ihres Handicaps einen verminderten Imunhaushalt. Dieser Menschengruppe sollten dann allerdings portionierbare verpackte Speisen vorgehalten werden. Auch sollte auf die konsequente Beschriftung der unzähligen Schüssel, Fässchen und Behälter bestanden werden, damit der Kaffee auch gezuckert wird, und das Kakaopulver, welches sich direkt neben dem weißen Zucker befand, nicht mit braunem Zucker verwechselt werden kann, wie es uns passierte. Auch wenn der Kaffee mit Kakao-Touch zugegebenermaßen köstlich schmeckte. Eine alternative Lösung wäre vielleicht, gleich beim Einchecken die Menschen mit Handicap nach den „Frühstücksgewohnheiten“ zu befragen. Ein kleiner Vermerk und das vorhandene Frühstückspersonal könnte dann diskret separate Schälchen mit Butter, Marmelade und Zucker reichen. Auch die Waffel und Pancakes-Bäckerei, bei der man seine Produkte selber backen konnte, ist eine gute Idee. Aber wenn Kinder hier selber ihre Waffeln und Pancakes backen dürfen, sollte man auf die Hygiene achten.

Zwei Seiten des Restaurants sind komplett verglast, sodass man von der Straße ins Frühstücktreiben sehen kann. Am Abend können die Fußgänger die appetitlich angerichteten Speisen auf den jeweiligen Tischen bestaunen. Auf der Hofseite jedoch sind an der Glaswand zwei große Türen angebracht, so dass man das Restaurant oder die Bar vom Hof betreten kann. Im Sommer zieren etliche schwere Holztische – und Bänke den Hof, ein Brunnen mit bequemen Gartenmöbeln und einer musikalischen Beschallung laden abends zum Verweilen ein.


Die Zimmer

Das Hotel hat insgesamt 340 Zimmer auf 8 Etagen, wovon 33 Zimmer barrierefrei eingerichtet sind. Die Zimmer in der 8. Etage, die mit einem separaten Aufzug erreichbar sind, heben sich von den anderen dadurch ab, dass hier ab Kategorie Superior Plus sowie Suiten inklusive einem Living room und auch eine kleine Kunstgallerie untergebracht ist, die für „normale Gäste nicht so ohne weiteres zugänglich ist.

Unser Testzimmer der Kategorie „Standard-FamilyRoom“ war individuell und großzügig geschnitten, was ihm einen individuellen Charakter verlieh. Es war offen und modern eingerichtet, d.h. dass man einen abschließbaren Schrank für seine Kleider vergeblich sucht. Staatdessen findet man eine Art Holzregal mit einer Kleiderablage, und eine Garderobe die nur durch eine kleine Holzwand abgetrennt ist. Das Hotel bezeichnet dies als „behindertengerechten Schrank ohne Schiebetüren und Türen“. Wer dennoch etwas verschließen will, findet den obligatorischen Safe, gleich neben dem Bügelbrett vor.

In unserem Test-Zimmer war ein überdimensioniertes Bild an der Wand angebracht, welches dem Zimmer einen gehobenen Eindruck vermittelte. Wer auch immer hier wohnt, fühlt sich als ein außergewöhnlicher Hotelgast. Unser Test-Zimmer war behindertenfreundlich eingerichtet, die ebenerdige Dusche mit Sitz, ist mit dem Rollstuhl bequem zu erreichen. Die Betten sind hochwertig und für besondere Belange verstellbar. Doch das war längst nicht alles .


Unser sogenanntes Familienzimmer, war in einem „Wohnbereich mit einer Ledercouch und zwei Sessel“, sowie einem Glastisch und  unterschiedliche Deckenhöhen aufgeteilt. Im Gang und Wohnbereich war die Decke normal bemessen, Im Schlafbereich jedoch war sie deutlich höher, was vom Bett eine phantastische futuristische Aussicht auf das Hochhaus,  und dem modernen Hamburg ermöglichte. Die beleuchteten Vorhänge konnten nur automatisch geschlossen werden, was etwas von großem Kino hat. Zu unserer Verblüffung konnte man ein Fenster aus dem 7. Stock trotz Klimaanlage, wenn auch nur einen Spalt  öffnen. Einen Balkon hat ein solches Zimmer freilich nicht. Wie eingangs erwähnt hat das Zimmer auch eine Minibar, in der sich aber ausschließlich Wasserflaschen der Hilfsorganisation „Viva Con Agua“, (welche „Länder des globalen Südens“ befanden), und mit den gekauften Getränken und Snacks des „Shops“ aufgefüllt werden können.

Der Sinn des „Shops“ zeigte aber auch im Badezimmer, welches lediglich mit Wandfön, Toilette und einer ebenerdigen Dusche, für Rollstuhlfahrer mit einem Sitz ausgestattet war. Souvenirjäger, die Duschgels, Kämme und anderes mitgehen zu lassen pflegen, werden hier bitter enttäuscht. Duschgel, oder flüssige Seife sind in einem Wandspender eingefüllt, und einen Kamm oder sonstige Artikel werden im Kiosk angeboten. So spart man Rohstoffe. 


Qualifikationen des Hotelpersonals:

Laut Hotelinformationen ist das gesamte Personal vorbildlich für die Belange behinderter Personen geschult. Bei unserem Testbesuch hatte das Personal freilich keine Gelegenheit gehabt, diese Qualifikation unter Beweis zu stellen müssen. Man spürte aber die Wärme und Herzlichkeit, sodass wir immer uns gut aufgehoben fühlten.

 

Erholung

Wenn schon die geografische Lage keine Erholung, sondern eher Geschäftsmässigkeit und Stadterkundung zulässt, gibt es in diesem Hotel, wie es sich für ein skandinavisches Hotel gehört, genügend Fitness und Spa-Angebote. Dieser Bereich ist luxuriös eingerichtet. Die Sauna verdient die Note sehr gut, der Fitness-Room ist mit den besten und modernsten Geräten eingerichtet, die es zurzeit am Markt gibt. Ärgerlich sind aber die Öffnungszeiten. Geschäftsleute, die mitten in der Stadt nächtigen, sind, wenn sie fit bleiben wollen, auf einen Fitness-Raum angewiesen. Nicht selten dauern Tagungen Messen und Besprechungen aber bis in die Nacht hinein. Unsere Testperson musste jedenfalls um 22 Uhr die Räume verlassen.  Was spricht dagegen, wenn die Gäste nach 22 Uhr einen Schlüssel für ihre Fitness überreicht bekämen? In anderen Hotels ist dies auch möglich.

Service

Leider gibt es keinen Shuttle vom Hotel zum Flughafen oder Bahnhof. Man begründet dies mit dem ausgezeichneten Nahverkehr, auch für Rollstuhlfahrer. Dies konnten wir aber leider nicht bestätigen. Die Testpersonen hatten kräftemässig große Schwierigkeiten ihr Ziel zu erreichen

Fazit:

Insgesamt hinterließ das Hotel einen guten bis sehr guten Eindruck. Viel frisches innovatives und unkonventionelles Denken verbirgt dieses Hotel in sich.


Hier eine kleine Übersicht:



Positiver Eindruck

•Sehr angenehmer zweitägiger Aufenthalt

•Vorbildliche Nachhaltigkeit und deren Umsetzung. (gefiltertes Wasser, Öko-Strom oder im Gebäude der „Shop“, die sanitären Räume mit Wandspender ebenerdige  Dusche und WC).

•Unterschiedlich beleuchtete Innenraum des Aufzugs

•Vorbildliches und umfassendes Fitness-Angebot

•Sichere, gut geschützte Tiefgarage.

•Insgesamt sehr freundlich und aufmerksames Personal.


Negativer Eindruck

•Fitnessräume (Geräteraum) für Geschäftsleute zu kurz geöffnet.

•Zu wenig barrierefreie Rezeptionsdesks

•Zu wenig barrierefreie „Sitzmöglichkeiten“ im Bistro.

•Kein Shuttle von und zum Bahnhof/Flughafen

•Sehr gutes Frühstück aber mit organisatorischen Mängel („bei Betrieb“)

•Preis-Leistungsverhältnis luxuriös (Angebote beachten)


Das Scandic Emporio- Hotel in Hamburg besticht durch Ideen und Qualität. Besonders die barrierefreien Zimmer gehören zu den Besten, die wir in den letzten Jahren testen konnten. Wer Innovationen nicht scheut, läuft auch Gefahr Dinge zu übersehen. Aber ohne diesen Mut gelingt es nicht auch Neues zu entdecken. Uns jedenfalls ist kein Mangel aufgefallen, der nicht sofort und leicht behoben werden konnte. Daher ist das Hotel für Menschen mit Handicap sehr zu empfehlen.