Schienenverkehr

Kreuz und Quer durch die Schweiz

Der neue "Traverso"-Zug der SOB

Wer im September 2018 auf dem Aussengelände der Berliner Innotrans 2018 schlenderte, dem fiel ein auffälliger kupferfarbener Zug mit der Bezeichnung „SOB“ oder Traverso natürlich sofort auf. Das sehr schnittige Gesicht des Triebzuges verriet überhaupt nicht die Verwandtschaft zu einer Zugsgattung die mittlerweile eine der erfolgreichsten Triebzüge Europas sein dürfte. Beim Betreten des Zuges war so mancher überrascht über die Geräumigkeit und überaus gastfreundliches Interieur. Immer wieder hörte man die Frage, ob dieser Zug ein Prototyp für einen qualifizierten Schnellzug sei, und bitte welches Land sich so ein luxuriöses Fahrzeug leisten würde können. Und wer oder was ist die „SüdOstBahn“?


Eine solche Bezeichnung konnte ja auch eine Phantasiebezeichnung einer Zukunftsstudie sein, vermutete ein asiatischer Journalist. Weit gefehlt! Der Zug stammt von Stadler und die SOB gibt es wirklich. Die „schweizerische Südostbahn“ (SOB) wird diesen futuristischen Zug bereits zum Dezember 2019 einsetzen und den bisherigen „Voralpenexpress“ (VAE) auf der wunderschönen, aber touristisch noch nicht so bekannten Strecke St. Gallen-Rapperswil (ZH)-Pfäffikon (SZ)- Arth-Goldau- Luzern ersetzen. Gut. Aber braucht eine relativ kleine Privatbahn wirklich einen so innovativen Zug? Ja, denn der Name der Zugsgattung „Traverso“, ist nichts anderes als die Inter-Regio-Ausführung des Erfolgsmodells FLIRT , wobei „dieser Zug mit der Vorgeneration der Flirts „eigentlich“ nichts gemeinsam hat, selbst die Drehgestelle sind eine Neuentwicklung“, so ein Sprecher von Stadler.




Ein anderer wichtiger Grund für diese Neuentwicklung sind die ehrgeizigen Vorhaben der SOB. Die Regionalbahngesellschaft wird ab Dezember 2020 als „Treno Gottardo“ die touristisch interessanten alten Gotthard-Linien (Basel Luzern-Göschenen- Bellinzona-Locarno, bzw. Zürich-Zug Göschenen- Bellinzona-Locarno; jeweils im Zweistundentakt), sowie als „Aare-Linth“ die stündliche Verbindung Bern-Zürich-Chur zu vermarkten, ohne jedoch die Konzession zu besitzen. Damit macht der Name der Züge Sinn, denn  „Traverso“ ist vom lateinischen „quer“ abgeleitet und geografisch gesehen sind die Strecken  Querverbindungen durch die Schweiz.

Technisch gesehen sind die 8 teiligen Traverso-Züge dann doch aus dem Flirt-Bauchladen von Stadler, nämlich bestehend aus 2 vierteilige Grundeinheiten (aber durchgängige Gänge ohne jegliche Abtrennungen und nur mit zwei Führerstände), und mit der doppelten Antriebskraft (5.200 KW), und mit neuentwickelten luftgefederten Trieb und Laufdrehgestellen, die eine bisher ungekannte Laufruhe auch bei kurvigen Bergstrecken ermöglicht. Der mit 150 Meter ausreichend lange Semi-Schnellzug verfügt über eine Vielfachsteuerung für 3 Züge..


Die Höchstgeschwindigkeit der insgesamt 37 Inter-Regio-Züge beträgt, wie beim FLIRT üblich, 160 km/h. Insgesamt bietet der 8 teilige Traverso Platz für 865 Personen, davon sind 385 Sitzplätze.

Damit ist er auch trotz seiner gehobenen Einrichtung auch für kurzfristige saisonbedingte hochfrequentierte Einsätze geeignet. Trotzdem besitzt er eine Bistro-Ecke mit Getränke und Snackautomaten in denen man sich auch verweilen kann, ein großzügiges Behindertenabteil (incl. WC). Ein Highligt dieses Zuges ist jedoch das  Kinderabteil, welches seinesgleichen sucht. Dieses abgetrennte Abteil ist ein einziges „Wimmelbuch“, des Luzerner Künstlers Konrad Beck, der für die SBB bereits zwei wunderschöne Kinderbücher gestaltete. 

Da gibt es allerhand zu erzählen oder entdecken  sodass die Fahrt zu einem echten Erlebnis wird. Für die 37 Züge stehen unterschiedliche Sujets des jungen Luzerner Künstlers zur Verfügung. Eine Idee, die die Einzigartigkeit dieses Zuges noch unterstreicht. Über den Preis schweigt man sich sowohl bei der SOB und bei Stadler aus. Stadler und SOB haben in der Entwicklung eines gemein. Wie Stadler hat sich auch die SOB von der ehemaligen Bodensee-Toggenburg-Bahn (BTB) zu einer stetig wachsenden Bahn entwickelt. Wer sich in der Historie der Schweizer Privatbahnen auskennt, wird sich über die Entwicklung der ehemaligen „Bodensee-Toggenburg-Bahn“ hin zum SOB-Traverso ohnehin verwundert die Augen reiben.













 




 





Text:Bernhard Veith, DJV

  Bilder: Pascal Schöpflin










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