Schienenverkehr


Von RaBe zum Bussard

Der neue EuroCityZug der SBB

Bernhard Veith, Pascal Schöpflin (Text, Fotos), 3.000 Zeichen


Die SBB setzen die Indienststellung neuer Züge konsequent fort. Nur wenige Tage nach der erneuten Vorstellung des nur marginal verbesserten „FV-Dostos“ für den innerschweizerischen IC und IR-Verkehr, stellte die SBB einen „echten“ schweizerischen Hochgeschwindigkeitszug vor.


Viele Namen für einen Zug

Als „RaBe 501“ wird er bei der SBB eingestellt, der Hersteller nennt ihn „SMILE“ (Schneller Mehrsystemfähiger Innovativer Leichter Expresszug) und bekommt in der Schweiz den Übernamen „Giruno“ (Mäusebussard). Damit wird die schweizer Tradition, Züge beim Namen zu nennen, weiter geführt .


Das neue SBB Flaggschiff basiert auf dem höchst erfolgreichen Nahverkehrszug FLIRT. Dies kann man aber lediglich an den kurzen Wagen, den Drehgestellen und der konsequenten Niederflurbauweise. eine Innovation bei Hochgeschwindigkeitszügen. Ansonsten ist der 202 Meter lange in sich gekuppelte Zug durch und durch innovativ. Der Einstieg kann auf die jeweiligen Gleishöhen (55 cm in der Schweiz, Österreich und Italien, 76 cm in Deutschland) automatisch eingestellt werden, sodass er auch ohne Rampen für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, die auch ein eigenes Teilabteil haben. Es gibt nach Geschlechter getrennte Toiletten (für besonders eilige Jungs auch ein Pissoir), sowie eine geräumige Behindertentoilette. Auch die Familienplätze sind äusserst liebevoll eingerichtet und das Restaurant (welches endlich mal wieder den Namen verdient) ist barrierefrei zugänglich.  


Positive Reaktionen

Resultierend aus den durchaus gemischten Erfahrungen des FV Dostos, führte die SBB im Mai einen Probetrieb mit Realbedingungen durch. So wurden täglich eine oder mehrere Einheiten als Inter Regio Züge auf den stark besuchten Verbindungen von Basel SBB nach Zürich HB/Zürich Flughafen getestet. In den Zügen waren auch Zugbegleiter, die jeden Fehler akribisch notierten. „Wir wollen einen optimalen Zug im fahrplanmässigen Einsatz haben“, so ein SBB-Sprecher.  Mit Reaktionen der Fahrgäste wie „endlich wieder mal ein echter schweizer Zug“ oder „das ist unser Zug“, gaben die Fahrgäste der SBB klar die Erkenntnis mit auf dem Weg, dass Qualität bei den Fahrgästen besonders gut ankommt. Über den Preis spricht man in dem Zusammenhang nicht.



Die 30 Einheiten werden ab Dezember als „Gotthardzug“ die Verbindung Zürich –Milano befahren, wobei auch die Strecke Basel –Luzern-Milano oder Basel-Bern-Brig-Milano mit einzelnen Züge bedient werden.  Ab 2021 wird der Giruno auch Zürich mit Venezia, Genua und Bologna verbinden, wobei die italienische Neubaustecke vermutlich aus nationalen Gründen nicht befahren werden kann. Ob er nach Deutschland kommen wird, ist von Seitens der SBB „angedacht“. Denn die bisher eingesetzten EC-Züge auf den Verbindungen Zürich/Chur nach Hamburg/Dortmund sind längst in die Jahren gekommen. Am wahrscheinlichsten ist aber der Einsatz als ECE auf der Linie Milano-Frankfurt, wenn die bisher eingesetzten Astoro-Züge vorwiegend auf den Strecken Genf - Milano und Zürich –München unterwegs sind. Weitere Informationen folgen.


Der Gotthard-Tunnel ist offen

Bernhard Veith  Pascal Schöpflin

 

 
















Seit dem 2. September 2024, steht der Gotthard-Basistunnel wieder vollständig für den schweizerischen Bahnverkehr zur Verfügung. Reisende ins Tessin und umgekehrt gelangen ab sofort halbstündlich eine Stunde früher ans Ziel. Ebenso stehen für den Güterverkehr mehr Kapazitäten denn je zur Verfügung. Der schweizerische Bundesrat Albert Rösti (links im Bild), und der SBB CEO Vincent Ducrot (rechts) betonten ihre Freude, dass der über 2 Jahre gesperrte Tunnel wieder geöffnet werden konnte.

Grund der Sperrung  des mit 57 Kilometer langen längsten Eisenbahntunnels der Welt  war eine Entgleisung eines Güterwagons. Und die SBB zeigte eindrucksvoll wie gut ihr Notplan funktionierte. „Nach der Entgleisung setzte die SBB alles daran, für den Güter- und den Personenverkehr ein möglichst gutes Angebot umzusetzen. Innerhalb der ersten Stunde nach der Entgleisung wurden Personenzüge zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin über die Panoramastrecke geleitet, schon einen Tag nach der Entgleisung stand den Reisenden ein stabiler Fahrplan zur Verfügung“, berichtete Ducrot. Sogleich wurde nach den Ursachen geforscht, wie ein relativ neuer Güterwagen auf eine  der modernsten und neuesten Schienenstrecke entgleisen konnte.

Massiver Schaden von über einhundert Millionen Franken.

Die Schäden, die bei der Entgleisung des Güterzugs im Gotthard-Basistunnel entstanden, waren gravierend. Auf 7 Kilometer war das Trassee durch die Entgleisung so beschädigt,  so dass nicht nur die Schienen und Schwellen, sondern auch das gesamte Fundament der Röhre auf diesem Abschnitt abgetragen und neu aufgebaut werden musste. Alleine die Räumung des Schienenabschnitts nahm rund eineinhalb Monate Zeit in Anspruch. Die SBB geht derzeit von einer Schadenssumme, inklusive Ertragsausfällen, von rund 150 Millionen Franken aus. Davon sind voraussichtlich rund 140 Millionen Franken versichert.


Rund  20 000 Schwellenblöcke und die Betonschicht, in welche diese eingegossen sind wurden danach eingebaut. Dazu kamen der Ersatz des Spurwechseltors, von zwei Schnellfahrweichen und vielen weiteren sicherheits- und betriebsrelevanten Anlageteilen. Während der Instandsetzungsarbeiten waren gleichzeitig bis zu 80 Mitarbeitende der SBB und externer Unternehmen im Tunnel im Einsatz.


„Der Gotthard-Basistunnel verbindet nicht nur die Deutschschweiz und das Tessin, sondern auch den Norden und den Süden des Kontinents und ist zentral für die Mobilität und den Warenverkehr in Europa. Diese wichtige Rolle kann er nun wieder uneingeschränkt wahrnehmen», sagte Bundesrat Albert Rösti abschliessend.












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