Willkommen an Bord

Die Flugreisen


Ein weiterer Artikel darf hier nicht fehlen. er ist der jüngste und beeinhaltet die neuesten Entwicklungen aus de Jahre 2018. Somit kann sich jede Person mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen sein eigenes Bild machen. Mit welcher Fluggesellschaft er wohin er reisen möchte. Dieser Artikel wird immer wieder aktualisiert.

































Reisen macht Spaß.  Für Menschen mit Handicap bedeutet dies auch immer eine besondere Herausforderung. Trotzdem wagt sich diese Personengruppe vermehrt in die Lüfte. Das haben auch die Fluggesellschaften verstanden und ordern neue, moderne behindertentaugliche Flugzeuge, oder bauen ältere Maschinen behindertenfreundlich um.

Ein unübersehbarer Trend

Wer auf der „Internationalen Tourismus-Börse“ (ITB) in Berlin war, konnte den Trend leicht erkennen. Es gibt Reisebüros, die Gruppenreisen für Behinderte in Deutschland und ganz Europa anbieten, sowie Hotels die sich nur auf dieses Klientel spezialisiert haben. Aber nicht nur Gruppenreisen sind im Kommen. „Individualreisen für diese Zielgruppe sind auch für uns zunehmend ein Thema“, berichtet Annika Wehrle vom spanischen Fremdenverkehrsbüro und spricht auch für andere staatlichen Verkehrsbüros.

Im Fernflugverkehr hat beispielsweise die Lufthansa gerade  neue Flugzeuge des Typs Airbus A350-900 in Dienst gestellt, die einen nicht nur für Menschen mit Herz- oder Lungen-Erkrankungen optimalen Kabinen-Luftdruck (vergleichbar mit einem Mittelgebirge) erzeugen können, sondern auch eine vorbildliche Inneneinrichtung für Menschen mit Handicap vorweisen. Alle Sitzlehnen am Gang können aufgeklappt und so für die Zielgruppe leicht benutzt werden). Eine großzügige Behindertentoilette hat die Lufthansa-Tochter SWISS in ihren komplett behindertentauglichen Boeing 777-Maschinen einbauen lassen. Doch wie sieht es im europäischen Kurz- und Mittelstreckenverkehr aus?


Rekordaufträge für Mittelstreckenflugzeuge

Auf der Dubai-Airshow wurden gigantische Aufträge für Kurzstreckenflugzeuge verzeichnet, die alle über neue  behindertengerechte Kabinen verfügen werden. Hier ist vor allem die „A 320neo-Familie“ von Airbus zu nennen.

Das ist auch bitter nötig. Gerade bei kleineren Gesellschaften verkehren immer noch Maschinen mit veralteter Technik, Inneneinrichtung, schlechter Belüftung, und Sitzplätze die bei manchen Menschen Schmerzen verursachen. Man muss heute genau abwägen, mit welcher Fluggesellschaft man fliegen will, da sollte nicht nur der Preis entscheiden, “ sagt ein Insider der Branche, ohne die betreffenden Gesellschaften beim Namen zu nennen. Lufthansa hat auch in diesem Segment mittlerweile neun Maschinen des Typs A320neo in den Dienst gestellt, weitere werden folgen. Ältere Maschinen wurden aufgefrischt, wie dies auch bei den Lufthansa-Töchter SWISS und Euro Wings schon länger der Fall ist. Selbst Billiganbieter Easy Jet erneuert vorhandene oder beschafft gerade neue Maschinen, um den veränderten Bedürfnissen zu entsprechen, denn die Briten möchten die vorhandene Lücke nach der Air Berlin-Pleite schliessen. Die osteuropäische Billiglinie „WizzAir“ hat ebenfalls über 150 neue Handicap-freundliche A320neo geordert. Bei allen neuen Airbus-Maschinen  ist mindestens ein Spezialrollstuhl an Bord.


Es hapert am Service

Doch wie sieht es mit dem Service an den Flughäfen und in den Maschinen aus? „Da gibt es „EU-Richtlinien und Leitlinien, die für alle Flugzeuge die im EU-Raum verkehren, verbindlich sein sollten“, bestätigt Marie Denninghaus vom „European Disability Forum“. So seien Flughäfen verpflichtet, Menschen mit Behinderungen eine Assistenz anzubieten, und auch das Check-in, Zoll und Handgepäckkontrolle  sowie das Boarding so zu vereinfachen, dass die Behinderten ohne Zeitdruck als erster in das Flugzeug einsteigen dürften. Die Realität sieht anders aus. Betroffene berichten dass sie separiert wurden und dann „qualvoll“ solange warten mussten, bis sie dann als Letzte „eingecheckt und geboardet“ wurden. Gepäck mit Medikamenten und Hilfsgeräte blieben am Abflugort zurück. Ein anderer Gehbehinderter musste über 50 Minuten lang warten, bis er mit einem Caddie zum Gate gefahren wurde, welches nur wenige Meter entfernt war. Der Fluganbieter zeigte sich zwar „entsetzt“ und  bezeichnete beide Beispiele als Einzelfall. „Gerade in der Hochsaison lassen sich einzelne Fehler beim Bodenpersonal nicht vermeiden“, verteidigt auch Lufthansa- Pressesprecherin Anja Lindenstein „solche wirklich seltene“ Fälle. Was aber ist ein „Einzelfall“ und was ein „gravierender“ Fehler?

In der EU Verordnung 1107/06 ist für Menschen mit Handicap eine Begleitperson „empfohlen“. Gerade bei Online-Buchungen kommt es vor, dass beide nicht einmal nebeneinander sitzen, etwa um ihm die Speisen etc. zu reichen. Als Begründung dafür wird die „Tendenz“ aufgeführt, dass Sitznachbarn diese Arbeit gerne übernehmen würden. Ob der ohnehin schon gestresste Fluggast mit Handicap das will, interessiert niemanden. „Da spielt die Scham eine große Rolle, denn die anderen Fluggäste sehen ja mein Handicap“, meint ein Fluggast.

Auch die Preisgestaltung für Personen mit Handicap, entspricht nicht den Regeln der EU, die zur Beförderung von Menschen mit Behinderung Leitlinien erlassen hat. Da heisst es, „dass Begleitpersonen kostenlos, oder zu einem stark ermäßigten Preis  (Steuer, Taxen) reisen sollten“, berichtet Nicola John, Pressereferentin der Europäischen Kommission. Doch „Leitlinien“ sind nicht bindend und so gibt es keine einheitlichen Regelungen. Lediglich die Turkish Airlines, gewähren einen Rabatt und verlangt dass ein Assistent mitfliegt. Bei Lufthansa und Eurowings fliegt die Begleitperson bei Inlandsflügen zwar „kostenlos“ mit (excl. Taxen und Steuern), nicht aber bei Auslandsreisen. EasyJet und TUI gewähren immerhin eine kostenlose Reservierung auf allen Flügen.


Das A und O: Die Vorbereitung

Wer als Person mit Handicap einen Flug wagen will, sollte eine Medikamentenliste, (incl. aller Pässe) mit sich führen. Ein Merkzettel, in dem alle Dinge die vor, während und nach dem Urlaub erledigt werden sollen, sollte nicht fehlen. Es empfiehlt sich unbedingt, dass man sich rechtzeitig vor Abflug mit der jeweiligen Fluggesellschaft in Verbindung setzt, damit die Flugtauglichkeit (MEDIF, FREMEC-Pass, hausärztlicher Befund) geprüft werden kann und auch die Begleitperson berücksichtigt wird. Rollstuhlfahrer sollten bei diesem Anruf sicher stellen, dass ein Caddie oder ein Rollstuhl immer bereit steht. Vorsicht ist die beste Versicherung.

Dann steht einem erholsamen Flugerlebnis nichts mehr im Weg.


(erschienen im "Barrierefrei Magazin 12/17")